Warmbronner Open Air, Warmbronn (Leonberg)
Samstag, 24. Juli 1999
Mit dem Muskelkater des Taubertal-Festivals und der Lachmuskel-Attacke im Supermarkt fuhren wir ca. 100 Kilometer weiter nach Warmbronn bei Leonberg, westlich von Stuttgart. Wir fragten uns, warum hier jemand ein Open Air zeitgleich zum Taubertal-Festival veranstaltet. Das ist ja fast so, als würde man ein Festival nebenan als direkte Konkurrenz zu "Rock am Ring" machen. Wir dachten, dass da kaum noch Publikum für ein weiteres Konzert übrig bleibt und alle ins Taubertal fahren. Naaa, mal sehen...
Wir näherten uns dem Festival-Gelände und treten von hinten an etwas heran, was die Hauptbühne sein sollte. Riesig groß war die (fast wie die Mainstage vom Taubertal), kaum Traversen und wurde zum grössten Teil von Baugerüsten zusammengehalten. Aber beim genaueren Betrachten entpuppte sich die Bühne als sehr funktional und genial anzuschauen. Sie war fast so hoch wie breit, hatte einen fetten, fast übertriebenen Drum-Riser und mehr Platz zu bieten, als man ihr auf den ersten Blick zutraute. Hmm, da fiel mir ein, dass V-LENZ hier heute als Headliner auf dieser Hammer-Stage gebucht war und der Gedanke lief mir kribbelig über den Rücken.
Ok, kommen wir zum interessanten Teil des Abends. Wie gesagt, die lange Umbaupause verschaffte mir genügend Zeit, die riesige Bühne in Ruhe mit Pyrotechnik vollzustopfen und zu verkabeln. Es war gerade richtig dunkel geworden, sodass Licht und Pyro richtig geil zur Geltung kommen sollten. Das Backdrop trohnte riesig und gewaltig im Hintergrund, Dezibel stand unmittelbar darunter auf dem heftigsten DrumPodest, dass ich je gesehen habe. Und auf einmal fällt mir auf, wie voll es doch mittlerweile geworden ist. Ja, ok, nicht wirklich richtig voll, aber dennoch so angenehm gefüllt, dass die Leute in Scharen interessiert vor der Bühne standen und immer näher rückten, je näher der V-LENZ Auftritt rückte. Also dann, auf geht's. Das Umbaulicht auf der Bühne ging aus und das Intro los. Jetzt konnte man erstmals sehen wie dunkel es tatsächlich schon geworden war - stockfinster nämlich. Geil. Spannungsaufbau.... BANG! APOKALYPTISCHE VERSE!! Ui, korrekt! Aber das nächste mal sollte ich besser nicht direkt in den Theaterblitz schauen *blinzel, überall Sterne*. Ich habe mir dann die Kamera geschnappt und gefilmt. Auf der Bühne, neben der Bühne, vor der Bühne, vom Mischpult aus. Die Show hat die Crowd mitgerissen, die haben getanzt und geschrien. Ein kleiner Höhepunkt war dann "Gottes Soldat", obwohl es der langsamste Song im Set ist. Lenz wies darauf hin, dass im Programmheftchen von diesem Festival stehen würde, dass die Show durch zwei Tänzerinnen aufgewertet würde (der Veranstalter hatte V-LENZ auf der Witt-Tour gesehen und dachte, die Hupfdolls wären immer dabei...), aber es wären wohl weit und breit keine zu sehen. Also mussten welche aus dem Publikum ran. Lenz zauberte eine riesige Maglite-Lampe hervor und zielte auf die hübschesten Teenies, die er in der ersten Reihe mit dem Lichtkegel einfangen konnte. Diese wurden dann von den Mitfans genötigt, da jetzt auf die Bühne zu klettern und es richtig rocken zu lassen. Etwas widerwillig aber dennoch erklommen zwei hübsche Mädels die Hürde und tanzten so gut sie konnten um Lenz herum. Tja, der Herzensbrecher- Song tat seine Wirkung. Die tobende Meute feierte den Song und Lenz seine Errungenschaft für die Nacht, indem er nach einer fetten Nummer in seinem vollbeladenen Wagen die kleine Sau von oben bis unten vollspritzte. Rock'n'Roll.
Zurück zum Konzert. "Fahr zur Hölle" wurde eingeleitet von ein paar Worten zu irgendwelchen Sturköpfen, „KASSENMANN - FAHR ZUR HÖÖLLEEEEE!" schon genau richtig da. Hehe, Rache ist Blutwurst. Ich reichte Andree eine Fackel und Petroleum, er ging mystisch zum Bühnenrand und spuckte so spektakulär Feuer, dass das Publikum mit offenem Mund verharrte. "Der Henker" löste natürlich wie immer die Mitsing-Begeisterten von ihren Hemmungen, sodass die Sprechchöre sämtliche Füchse und Karnickel im Umkreis in ihren Bau jagten. Und zum glorreichen Ende noch mal - BANG!! Ich bin eben ein Sprengmeister aus Leidenschaft. Aus irgendwelchen Gründen kam dann plötzlich schon "Die Schriften", was eigentlich die Zugabe sein sollte. Aber die Leute waren so ausser sich und forderten so heftig mehr, dass die Jungs gar nicht drumrum kamen, noch was zu machen. Aber was? Hm, "Feuer" war eigentlich nicht im Programm, aber der einzige Song, den sie noch nicht gehört hatten. Also, her damit. Spontan lief ich wie ein Wirbelwind hinter die Bühne um Fackel und Petroleum zu holen - ich meine, es war schliesslich "Feuer", da musste Andree ja noch mal selbiges spucken.
Weil sie aber immer noch nicht genug hatten, wollte Lenz sie nochmal mit "Fahr zur Hölle" verwöhnen, aber nur wenn er seine reizende, hüftenschwingende Unterstützung nochmal auf die Bühne kriegt. Ich rief so laut ich konnte: "LENZ!! Nicht die beiden! ALLE!". "Genau, warum auch nicht? Alle Ladies auf die Bühne!" Kurze Zeit später zappelten etwa 25-30 Menschen, die sich dann hoch getraut hatten, zusammen mit Lenz, Loon, Maik T, Andree, mir und den Veranstaltern um die Wette und feierten was das Zeug hielt. Mann, war das genial. Nach dieser göttlichen Rock'n'Roll-Aktion bedankte sich Lenz beim Publikum für dieses geniale Konzert und kündigte an, dass DeziBel nun noch eine Weile auflegen wird. Und der hat ordentlich Kelle verteilt! Von heftigstem House über Drum&Bass Attacken hin zu Hip- und TripHop. Alle feierten noch lange auf der Bühne ab und plötzlich waren Breaker da. Sogar Andree liess eine Breakdance-Kür auf dem Parkett. Auch Lenz wurde gezwungen zu tanzen, der aber entschied sich für einen Strip. Voll-Strip. Und ich werde nie das blanke Entsetzen in DeziBel's Gesicht vergessen, als er Lenz's nackten Hintern (und mehr) gesehen hatte und laut rief "Ahh, die Glocken sind ja länger als das Seil..!!!" Nach dieser Feten-Aktion verschwand Lenz ziemlich schnell mit seiner Eroberung in seinem Auto, um festzustellen, dass sein Citroen BX nicht wirklich taugt zum poppen. Naja, ich finde, das Sperma in Ihren Haaren bewies das Gegenteil. Ausserdem hatte er nicht daran gedacht, dass in seinem Auto die Taschen von sämtlichen Crew-Mitgliedern lagerten und wir ja eigentlich schon mal ins Hotel hätten fahren können, aber nein...
Wir bauten dann erstmals in aller Seelenruhe ab, während sich die Gäste "Henker, Henker"-brüllend vom Festival-Gelände schlichen. Danach standen wir mitten in der Nacht vor dem Auto und überlegten, ob wir unsere Taschen jetzt einfach fix da raus holen sollten oder nicht. Sozial, wie wir sind, liessen wir Lenz seine Nummer schieben und amüsierten uns dabei, wie er es schaffte beim Cunnilingus ganz in den Fussraum zu passen, um es ihr zu besorgen. Auch die unverwechselbaren Auf-und-Ab-Silhouetten Ihres Kopfes und die unmöglichsten Stellungen schimmerten witzig durch die beschlagenen Scheiben.
Um die "Stoss-Zeit" zu überbrücken, schmetterte Entertainer Maik T. noch sein gesamtes Schlager- Repertoire auf seiner Akustik-Gitarre, wobei die gesamte Crew, die anderen Bands und alle noch anwesenden kräftig mit einstimmten. Dieser Tag endete dann in doch irgendwann im Hotel. Schlafen, aufstehen, frühstücken, nach Hause fahren. Resümeeziehend blicken wir hier auf eines der genialsten Konzerte der V-Lenz-Geschichte zurück. Und Lenz wird sich wohl noch sehr lange gefallen lassen müssen, dass wir ihm "Fussraum-Besorger"und "Silhouetten-Ficker" hinterherrufen werden..