Kid Rock & Blind Passengers, Zeche Carl, Essen
Montag, 11. Oktober 1999
 
Ich hatte mal wieder ein Abo bei Gevatter Eile. Ich hetzte mich nach Feierabend zu den Jungs (Lenz, Schwarzer, Loon, etc..), um dann pünktlich in Essen an der Zeche Carl anzukommen. Dort wurde dann überraschenderweise klar, dass es da noch eine Support-Band gibt (und man sich gar nicht so abhetzen hätte müssen...*toll*). Als erstes traten die Dortmunder „Komamob" auf. Die waren nicht gut, aber auch nicht wirklich scheisse. Die einzige Hoffnung, die diese Combo hätte, ist der Reagga-Dub-Style von einem der beiden MC's. Mit ein wenig Geschick könnte man die als die härtere Antwort auf Gentleman verkaufen. Naja. Danach kamen dann die Blind Passengers und je öfter ich den Kram höre, desto besser gefallen die mir. Einer der beiden Sänger (Nick) geht immer am Anfang von der Show mit so einem abgefahrenen Teil in der Hand auf die Bühne - das Ding sieht aus wie eine Mischung aus Flammenwerfer, Motorsäge, Panzerfaust, oder was weiss ich. Da drauf steckt eine hellrot-leuchtende Signal-Fackel und eigentlich ist das Ding nichts anderes als eine transportable Nebelmaschine. Aber das sieht definitiv mächtig beeindruckend aus, wenn dieser riesige Typ mit diesem Teil (das hölle-laut vor sich hin röhrt) den ganzen Saal in Nebel taucht. Der Sound ist ganz schön hart, aber geil. Und spätestens nach Ohrwürmern wie "Get on" haben sie nicht nur mich, sondern auch alle anderen Anwesenden überzeugt. Nach der obligatorischen Verabschiedung und dann Doch-Wieder-Auftauchung kündigte Frontmann Rainer nun die Zugaben an und stellte seine alten Kumpelz von der Formation V-LENZ vor. Lenz und Loon gesellten sich mit auf die Bühne, um als Backround-Chor und Animateusen die BP's ein wenig zu unterstützen. Nach anfänglicher Verwirrung, weil Lenz nicht wirklich wusste, wann der Part für ihn losging, war es aber eine nette Show-Einlage und auch die Fans waren sichtlich angetan.
 
Nach der Umbaupause erlosch das Licht und ein Intro überraschte die neugierige Meute. Es war eine nüchterne Ami-Stimme aus der Konserve, die wie aus dem Dictionary die Bedeutungen des Wortes "Fuck" erklärte. "What the fuck is this" oder "listen to this fucking band" oder "Fuck you, fuckin' fuckers!". Das war schon ganz witzig eigentlich, wenn nicht Mr.Bungle (das Side-Projekt von Mike Patton) das schon vor ein paar Jahren gebracht hätte. Aber vielleicht ist es gerade deswegen cool , vielleicht wollen sie Mr.Bungle somit Tribut zollen. Direkt der erste Song war der Burner, der Hit. Und das war schon ganz  cool anzuschauen was da abging - "my name is Kiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiid Roooock!!!!!". Die Schlagzeugerin ist hervorhebenswert - genauso breit wie hoch, aber prügelte ihr Drumkit ohne Gnade, Respekt. Das Set, was uns da geboten wurde, war ok. Aber das wendete sich als Kid Rock zu einem "Zeche-Carl-Boykott" aufrief. Die Leute sollten hier nicht mehr zu Konzerten gehen weil "this place sucks". Und das nur, weil sein beschissenes Mikro mal ausgefallen ist... Hallo Starallüren...?! Aber die muss man wohl automatisch entwickeln, erst recht, wenn man zum glorreichen Tour-Ende die hübschesten Nutten der Stadt geschenkt bekommt. Eben genau diese haben sich nämlich im Backstage über Kid Rock hergemacht. Vor allen Augen des versammelten Teams um Kid Rock und Blind Passengers massierten die den verwöhnten Kauz von oben bis unten... und benutzen nicht ihre Hände dafür... Nach dem klassischen Lap-Dance und dem obligatorischem Strip kamen dann die neckischen Spielchen mit dem Massage-Öl... Autsch, heiss! Tja, Rockstar müsste man sein.
 
Der Knüller war auch, dass Lenz felsenfest davon überzeugt war, dass Kid Rock früher "Vanilla Ice" war. Was ja auch hölle-cool gewesen wäre, aber wir waren uns alle sicher, das dem nicht so war. Aber der Lenz musste es ja unbedingt genau wissen. Also ist er zum Lichtmann getrottet und hat ihn drauf angesprochen. Der hat sich nur abgerollt vor lachen und meinte: "Go ask him! Hahahaha" und hielt sich den schmerzenden Lachmuskel. Lenz ging entschlossen zu Kid Rock und laberte irgendwas in einem Ich-bin-eigentlich-schon-viel-zu-besoffen-Englisch "blabla, you`ve been Vanilla Ice, right?" Gällendes Gelächter durchzog den Backstage-Raum doch dann wich das Lächeln einer ernsten Mine: "I would have to punch myself, if this is true..." und lachte Lenz wieder ins Gesicht. Der war plötzlich nur noch 10 Zentimeter gross und drohte in dem Fettnapf zu ertrinken, in dem er gerade reingefallen war.... Der Abend endete damit, dass ich Loon's fetten Automatik-Dreizack nach Hause fahren durfte/musste, weil natürlich alle wieder sternhagelvoll waren. Prost. Aber daran bin ich ja mittlerweile gewöhnt. Noch mal Prost.